Das Drei-Dimensionale Steuerungsmodell: Die Kunst der Balance zwischen Innovation, Optimierung und Ausführung

1. Strategieumsetzung: Die Rolle der Exploration

Im Rahmen der Strategieumsetzung kommt OKR eine zentrale Bedeutung zu. Hier geht es darum, völlig neue Geschäftsmodelle zu erkunden und zu testen. Dieser Bereich ist besonders relevant für Unternehmen, die aktiv nach Innovationsmöglichkeiten suchen, ggf. disruptive Geschäftsmodelle – oder für Unternehmen, die sich auf unvorhergesehene disruptive Ereignisse vorbereiten. Die Exploration ermöglicht es, potenzielle neue Geschäftsfelder zu identifizieren, die sogar eigene bestehende, erfolgreiche Geschäftsmodelle in Frage stellen könnten. Durch den Einsatz von OKR in diesem Bereich können Organisationen klare Ziele und messbare nutzen- und wertbeitrags-orientierte Ergebnisse (“outcome”) definieren, die die Grundlage für experimentelle und revolutionäre Veränderungen bilden.

2. Optimierung des operativen Tagesgeschäfts: Exploitation

Der zweite Bereich fokussiert auf die Optimierung und Anpassung bestehender Geschäftsmodelle und Prozesse (“Operational Excellence”) durch die Anwendung von OKR. Dieser evolutionäre Bereich zielt darauf ab, das Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten, indem beispielsweise Kostensparprogramme implementiert, Automatisierungsprozesse eingeführt oder digitale Kanäle erschlossen werden. In diesem Bereich der Exploitation werden durch die fortlaufende Messung und Beobachtung mittels KPIs Optimierungspotenziale identifiziert. Diese Erkenntnisse können dann genutzt werden, um Verbesserungen systematisch mit OKR-Zielen umzusetzen. Somit dient dieser Bereich als Brücke zwischen dem innovativen Experimentieren (Exploration) und der stabilen Ausführung (Execution).

3. Qualitätssicherung des operativen Tagesgeschäfts: Execution

Im operativen Tagesgeschäft, der Execution, liegt der Schwerpunkt auf der fortlaufenden Ausführung und Überwachung der bestehenden Geschäftsprozesse durch KPIs. Dieser Bereich umfasst die routinemäßigen Aktivitäten (“Business as usual”) und den Einsatz von Ressourcen, die für den laufenden Betrieb des Geschäftsmodells erforderlich sind. Durch die kontinuierliche Überwachung mittels KPIs können Unternehmen sicherstellen, dass sie ihre Leistungsziele erreichen und gleichzeitig Bereiche für potenzielle Verbesserungen identifizieren.

Kann OKR ISO 9001 unterstützen?

Bei der ISO 9001, einer international anerkannten Norm für Qualitätsmanagementsysteme (QMS), spielen Key Performance Indicators (KPIs) eine wesentliche Rolle zur Qualitätssicherung und -steuerung. Sie legt Wert darauf, dass Organisationen einen prozessorientierten Ansatz verfolgen, um die Effektivität und Effizienz ihres QMS kontinuierlich zu verbessern, um so die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. KPIs werden in diesem Kontext verwendet, um die Leistung und Wirksamkeit des QMS zu messen. Sie helfen Organisationen, den Erfolg ihrer qualitätsbezogenen Aktivitäten zu bewerten und Entscheidungen basierend auf Daten zu treffen. Beispiele für solche KPIs sind Kundenzufriedenheitsratings, Fehlerraten, Durchlaufzeiten, Kosten der Qualitätskontrolle und Prozesseffizienz. Die Norm fordert Unternehmen auf, messbare Ziele für die Qualität festzulegen (welche als Qualitätsziele bezeichnet werden) und diese regelmäßig zu überwachen, um sicherzustellen, dass sie erreicht werden. Um die kontinuierliche Verbesserung zu unterstützen, fordert ISO 9001 Organisationen auf, Abweichungen von diesen KPIs zu untersuchen und Korrektur- und Maßnahmen einzuleiten, wenn die Ziele nicht erreicht werden. Hier kommt dann OKR ins Spiel (Exploitation). OKR wird dazu verwendet, diese Ziele zu spezifizieren, zu messen und zu erreichen.

In der Praxis bedeutet die Integration von OKR in ein ISO 9001-zertifiziertes QMS, dass Organisationen nicht nur die Einhaltung von Qualitätsstandards sicherstellen, sondern auch eine Kultur der Exzellenz und kontinuierlichen Verbesserung fördern. Durch die Ergänzung von ISO 9001 mit OKR können Unternehmen eine stärkere Ausrichtung auf ihre strategischen Qualitätsziele erreichen und somit ihre Gesamtleistung und Wettbewerbsfähigkeit verbessern.

Ambidextrie: Die Balance zwischen Exploration und Exploitation

Ein zentrales Konzept, das die Verbindung zwischen den Bereichen der Exploration und Exploitation darstellt, ist die Ambidextrie. Ambidextrie beschreibt die Fähigkeit einer Organisation, gleichzeitig zu explorieren und zu exploiten – also sowohl innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln als auch bestehende Prozesse zu optimieren. Diese dualistische Fähigkeit ist entscheidend für die nachhaltige Entwicklung und den Erfolg von Unternehmen in einem sich ständig verändernden Umfeld. Ambidextrie erfordert eine flexible Organisationsstruktur, die es ermöglicht, Ressourcen effektiv zwischen innovativen Projekten (Exploration) und dem Kerngeschäft (Exploitation) zu verteilen.

Drei-Dimensionales Steuerungsmodell: Dynamische Anpassungsfähigkeit durch umfassendes Management (Tridextrie)

Wenn man zusätzlich den Execution-Bereich betrachtet, erweitert sich das Konzept der Ambidextrie zur Tri-Dextrie bzw. zum Drei-Dimensionales Steuerungsmodell. Dieser erweiterte Ansatz berücksichtigt nicht nur die Balance zwischen Innovation und Optimierung, sondern integriert auch die effiziente Ausführung des Tagesgeschäfts. Das Drei-Dimensionales Steuerungsmodell stellt somit ein umfassendes Modell dar, das Organisationen dabei unterstützt, ihre Strategien erfolgreich umzusetzen, die Organisationen zu einer dynamischen und umfassenden Anpassungsfähigkeit zu verhelfen – und dabei das operative Tagesgeschäft optimal auszuführen. Es gilt eine Balance zwischen Stabilität (Sicherstellung des Tagesgeschäfts; Execution) und der Bereitschaft zur Veränderung (Exploration und Exploitation) zu finden.

Das Drei-Dimensionales Steuerungsmodell repräsentiert das ultimative Ziel moderner Organisationsentwicklung: eine harmonische Balance zwischen Innovation (Exploration), Optimierung (Exploitation) und Ausführung (Execution) innerhalb eines einzigen, adaptiven Managementrahmens. Dieses Konzept geht über die traditionelle Ambidextrie hinaus, indem es nicht nur die gleichzeitige Förderung von innovativem Wachstum und Effizienzsteigerung in den Vordergrund stellt, sondern auch die Bedeutung der Sicherstellung des Tagesgeschäfts betont.

Durch die Anwendung des Drei-Dimensionales Steuerungsmodells können Organisationen eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und Anpassung etablieren. Dies ermöglicht es ihnen, proaktiv auf Veränderungen im Markt zu reagieren, Disruptionen auszulösen bzw. potenzielle Disruptionen als Chancen zu nutzen – und gleichzeitig die Effizienz und Effektivität ihrer Kernprozesse zu maximieren. Das Drei-Dimensionales Steuerungsmodell fördert eine dynamische Anpassungsfähigkeit, die für das Überleben und den Erfolg in der heutigen schnelllebigen Geschäftswelt unerlässlich ist.

Ein wesentlicher Vorteil des Drei-Dimensionales Steuerungsmodells ist die Fähigkeit, eine Brücke zwischen den verschiedenen Bereichen der Unternehmensführung zu schlagen. Durch den fließenden Übergang von der Erkundung neuer Geschäftsmodelle über die Optimierung bestehender Prozesse bis hin zur effektiven Ausführung des operativen Geschäfts können Unternehmen Synergien schaffen und die Gesamtleistung steigern. Die kontinuierliche Rückkopplung zwischen den Bereichen ermöglicht es zudem, Lernprozesse zu institutionalisieren und die organisatorische Agilität zu erhöhen.

Der Mensch im Mittelpunkt

In der modernen Arbeitswelt ist es essentiell, den Menschen in den Mittelpunkt aller Organisationsprozesse zu stellen. Dabei müssen die drei Dimensionen – Innovation, Optimierung und Ausführung – stets im Einklang mit dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden betrachtet werden. Es ist von großer Bedeutung, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das nicht nur Effizienz und Produktivität fördert, sondern auch Überlastung und Burnout aktiv vorbeugt. Durch empathische Führung, ausgewogene Work-Life-Balance und kontinuierliche persönliche Entwicklungsmöglichkeiten kann ein Unternehmen eine nachhaltige und resiliente Organisation aufbauen, in der Mitarbeitende sich wertgeschätzt fühlen und ihr volles Potenzial entfalten können.

Fazit

Zusammenfassend ermöglicht das Drei-Dimensionales Steuerungsmodell Organisationen, in einer Ära der Unbeständigkeit nicht nur zu überleben, sondern zu florieren. Sie bietet einen Rahmen für das Management, die Vielschichtigkeit moderner Geschäftsherausforderungen zu erkennen und zu adressieren, indem sie die Weisheit der Balance zwischen Erneuerung, Verbesserung und Ausführung in den Mittelpunkt stellt. Die erfolgreiche Umsetzung des Drei-Dimensionales Steuerungsmodells ist ein Zeugnis für eine reife, zukunftsorientierte Organisation, die bereit ist, die Herausforderungen von morgen aktiv zu gestalten.